Weiter als die Füße tragen?

Oder ist die Welt dort zu Ende wo die Füße nicht mehr tragen?

„Die Wissenschaft fängt eigentlich da an, interessant zu werden, wo sie aufhört.“

Justus von Liebig (1803–1873)

„Eine Menge Leute denken, es gäbe einen wesentlichen Konflikt zwischen Christentum und Evolution, aber das stimmt nicht. Religion beschäftigt sich mit Ethik und Werten und Wissenschaft beschäftigt sich mit Fakten. Du brauchst beide, aber beide überschneiden sich nicht besonders.“
Jeremy Manier: Stephen Jay Gould Takes a New Swing at Explaining Evolution.
 
Und doch kreuzen sich beide, und zwar immer an dem Punkt, wo es um den Anfang geht.
Keine andere Frage wird so kontrovers geführt, wie die Frage nach dem Beginn.
Warum ist das so? Weil sie zwangsläufig zu der Frage führt, ob ein Schöpfer existiert oder nicht.
Und das wiederum bestimmt ganz entscheidend darüber wie wir die Welt und das Leben sehen.
Ist Gott nicht, sind wir völlig auf uns geworfen und mit den großen Fragen dieses Lebens allein.

 

Ist das Universum alles, existiert Gott nicht; Existiert Gott, ist das Universum nicht alles!

Wahrscheinlich müsste man dann auch annehmen, das dass Geschick dieser Welt
weiterhin in den Händen, mehr oder weniger, unvollkommener Menschen und eigennütziger Eliten liegen würde.
Existiert ein liebevoller uns zugewandter Gott, könnte man annehmen das er mit seiner 
Schöpfung noch etwas besseres vorhat.

Im Zuge der geschichtlichen Entwicklung seit der Zeit der Aufklärung und dem exponentiellen Anstieg wissenschaftlicher Erkenntnisse und technischer Errungenschaften auf der einen Seite und der Kritik der religiösen Entartungen, besonders des Mittelalters auf der anderen Seite, scheint für viele Zeitgenossen der Glaube an Gott obsolet zu sein. Hinzu kommt das offensichtliche Versagen der großen Konfessionen während beider Weltkriege und die Frage der Theodizee, der scheinbaren Unvereinbarkeit von Gottes Allmacht und seiner Liebe.

Zu dem beschäftigen sich die wenigsten vielleicht noch mit diesen Fragestellungen, seitdem sie die Schule verlassen haben. So hat sich in breiten Teilen der Gesellschaft, zumindest in den Industriestaaten, die Ansicht etabliert, die Modernen Wissenschaften hätten Gott überflüssig gemacht.

Ich halte jedoch diese Fragestellung, ob Gott existiert, heute vielleicht noch wichtiger als je zuvor. Denn die Menschheit steht auf allen Gebieten an einem historischen Scheideweg. Für den agnostischen Atheisten Richard Dawkins muss diese Frage eines Tages entschieden sein “ Entweder Gott existiert oder er existiert nicht“.

Richard Dawkins ist der vielleicht populärste und einflussreichste zeitgenössische Vertreter des philosophischen Naturalismus. Seine öffentlichen Statements und Publikationen sind allerdings alles andere als unumstritten. Man muss ihm allerdings zu gute halten, das er einer der Wenigen ist die auch öffentlich mit Vertretern der theistischen Fraktion diskutieren. Diesen Dialog halte ich für wichtig, vor allem wenn er mit Argumenten und weniger mit Polemik geführt wird

Die ursprüngliche Selbstverpflichtung der Naturwissenschaften “ Etsi Deus non daretur“ als ob Gott nicht existierte, wird eben auch in den weltanschaulichen Diskurs überführt und dort zum philosophischen Naturalismus extrapoliert.

Ursprünglich im Konjunktiv formuliert, versucht man diesen Anspruch heute um so mehr in den Indikativ zu erheben. Hier geht es mir selbstverständlich nicht um Kritik an der naturwissenschaftlichen Methodologie, sondern um Kritik an der beanspruchten Überlegenheit des philosophischen Naturalismus. Die Schnittstelle zur Wissenschaft ist in diesem Diskurs natürlich immer gegeben, wenn es um die Ursprungsfrage geht.      Hier kommt es vor allem zum Dissens bei der Interpretation des biblischen Schöpfungsberichts.

In den folgenden Beiträgen möchte ich mich mit Themen befassen wie:

  • Die Genesis, frühzeitlicher Mythos oder historischer Bericht?
  • Zeugt das Universum von Intelligenz, die einen Designer erfordert?
  • Entspricht die Zuschreibung von teleologischen Aspekten und Design in der belebten Welt der objektiven Realität?
  • Hat der Gott der Bibel seine Spuren in der Geschichte hinterlassen? Welche Sprache spricht die Archäologie?
  • Enthält die Bibel innere Beweise für Inspiration ?

Die Liste ist bei weitem nicht vollständig, aber sollte ungefähr die Thematik abbilden.

So bleibt mir nur noch auf geneigte Leser zu hoffen und auf einen anregenden, durchaus auch kritischen aber stets respektvollen Diskurs.

R.Stoyan