Ist Gottesglaube par se irrational?

Oftmals wird behauptet, dass der Glaube an einen Schöpfer nicht rational begründet sei.
Man argumentiert häufig, seine Existenz könne nicht objektiv bewiesen werden. Doch bedeutet das, dass es für den Glauben an die Existenz eines göttlichen Urhebers des Universums keine rationalen Gründe gibt?

Rationalität (Wikipedia): „Rationalität beschreibt ein vernunftgeleitetes Denken und Handeln. Es ist an Zwecken und Zielen ausgerichtet. Gründe, die als vernünftig gelten, werden absichtlich ausgewählt. Der Ausdruck entstammt dem lateinischen rationalitas (‚Denkvermögen‘), abgeleitet von ratio (‚Berechnung‘, ‚Vernunft‘, ,Verstand‘, auch ‚Verhältnis‘, ‚(logischer) Grund‘, ‚Rechtfertigungsgrund‘, ‚Begründung‘)
Rationalität kann, je nach Anwendungsbereich und je nachdem, was man als vernünftig betrachtet, unterschiedliche Bedeutungen haben. Man spricht in der Moderne deshalb auch von verschiedenen Rationalitäten der einen Vernunft.“

Rationalität ist nicht auf wissenschaftliche Standards beschränkt, wohl aber auf folgerichtiges, vernünftiges Denken in Verbindung mit gut begründeten Annahmen.
Die „Gottesbeweise“ der Philosophen und ihre Kritik haben mitunter zu dem Missverständniss geführt, hier handele es sich um den tatsächlichen Versuch eines Gottesbeweises. Bei Thomas von Aquin ist jedoch die Rede von 5 Wegen der Erkenntnis. Diese Ableitungen zeigen lediglich auf, dass der Gottesglaube nicht unlogisch oder unbegründet ist.

Soll man sich überhaupt wünschen, dass Gott beweisbar wäre?
„Es bleiben ja genügend Themen, über die die Naturwissenschaft nichts zu sagen hat und – so wie ich das sehe – auch nie etwas zu sagen haben wird. Ich verstehe auch gar nicht, warum man sich bemühen soll, die Existenz Gottes zu beweisen oder sie logisch herzuleiten. Gott darf nicht beweisbar sein. Wenn wir mit Sicherheit wüssten, dass es einen Gott gibt, dann gäbe es in der Folge das Gute nicht mehr: Dann bleibt doch nur noch ein rein opportunistisches Verhalten übrig!“ Anton Zeilinger, Quantenphysiker

Zeilinger: „Gott darf nicht beweisbar sein“

Zum anderen wäre es fast vermessen zu denken, man könnte Gott zwingen sichtbar zu werden.

”Ein logisch gelungener Beweis Gottes, gäbe es ihn, wäre Blasphemie: Kein Endlicher ergründet Gott, indem er ihn zur Offenbarung seiner Existenz zwingt. Das schließt die Möglichkeit der ,Wege‘ nicht aus . . .“ [Loe94, S. 196] Löw meint damit die ”Gottesbeweise“, die Fünf Wege (quinque viae) des Thomas v. Aquin. Dieser verwendet in seinen einleitenden Sätzen nie den Begriff Beweis (demonstratio), sondern spricht von Wegen, von an der Erfahrung orientierten rationalen Orientierungshilfen [Loe94, S. 72].

Löw, R.: Die neuen Gottesbeweise. Augsburg: Pattloch 1994
(Zitiert nach Prof. Dr. Peter C. Hägele, 2005)

Auch wenn es keinen logisch zwingenden Gottesbeweis gibt, so ist der Gottesglaube nicht par se irrrational. Es bleibt jedem frei, und das ist das Schöne, ob er dem Glauben eine Chance einräumt oder, ob man sich auf das streng wissenschaftlich demonstrierbare beschränken möchte.
Bei mehreren möglichen Erklärungen lohnt es sich jedoch durchaus einen Schluss auf die bessere (beste) Erklärung zu ziehen.

”Either God fine-tuned the Universe for us to be here, or there are many universes, each with different values of the fundamental constants [. . . ]” Mark Tegmark

Der Astrophysiker Harald Lesch auf die Frage: Glauben Sie an die Viele-Welten-Theorie? Leben wir in einem Multiversum?: „…Das ist eine Sache, mit der kann ich überhaupt nichts anfangen. Ehrlich gesagt, ist das der verzweifelte Versuch, um Gott herum zu kommen. Man versteht nicht, warum dieses eine Universum so wahnsinnig tolle Eigenschaften hat, also versucht man, das mit vielen Universen zu machen. Das ist für mich ein naturwissenschaftlich völlig sinnloser Ansatz, denn andere Universen entziehen sich per Definition einer experimentellen Überprüfung.“

https://www.wasistzeit.de/Ueber-die-Zeit/Interviews/Interview-mit-Professor-Harald-Lesch

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